Sorghum im Land der Windmühlen und Tulpen.

 

 

Nach Abschluss seiner Doktorarbeit zum Thema „Verbesserung von Weizen in Sambia mittels einer unvollständigen Rostresistenz“ zog es Walter weiter nach Mexiko. Seinen Post-Doc machte er im CIMMYT (Zentrum für die Verbesserung von Mais und Weizen). Doch schon sehr bald kehrte er mit seiner Familie zurück nach Afrika, nach Bulawayo in Simbabwe, um genau zu sein. Hier forschte er mit dem ICRISAT (internationales Forschungszentrum für Kulturpflanzen in semiariden Gegenden) im Rahmen der SADCC (Koordinationskonferenz für die Entwicklung des südlichen Afrikas, zu dem 9 afrikanische Länder gehören) erneut über afrikanische Getreidesorten. „Dank dieser Erfahrung konnte ich mein Wissen über Sorghum erweitern und habe die Vielfalt des vorhandenen genetischen Materials entdeckt. Als meine Kinder das Sekundarschulalter erreichten, sind wir in die Niederlande zurückgekehrt, wo ich als Leiter der Forschung und internationalen Entwicklung von Gemüse und Blumen für Syngenta und Limagrain gearbeitet habe.  “

2002 kam erneut ein Ruf aus Afrika an Walter de Milliano: „Mir wurde eine Lehrstelle am afrikanischen Zentrum für die Verbesserung von Kulturpflanzen in Pietermaritzburg in Südafrika für die Zucht tropischer Getreidearten angeboten.“Eine Stelle, die Walter die Möglichkeit gab, das genetische Material von Sorghum und dessen Zucht weiter zu erforschen.  „Ich war dermaßen überzeugt von den Fähigkeiten von Sorghum, dass ich es 2005 in den Niederlanden eingeführt habe. Mein Ziel war es, einen Sorghum-Prototypen für gemäßigte Regionen über 48 nördlicher Breite zu züchten. Das Ergebnis: 2010 hat Walter tatsächlich damit begonnen, Sorghum auf dem Hof „Hoeve Dierkensteen“ anzubauen. Er erzählt uns im Folgenden von seinen Erfahrungen und den von ihm gemachten Beobachtungen.

Pionier von Sorghum Made in the Netherlands

Die Sorghum-Prototypen (2013 bis zu F8 verfügbar) wurden durch 2008 begonnene Kreuzungen aus den leistungsstärksten Linien ausgewählt. In einem Jahr wurden bis zu zwei Anbauzyklen realisiert: einer in den Niederlanden, der zweite in Südafrika. Die in die Niederlanden eingeführten fotoperiodisch sensiblen Sorghumpflanzen gingen ein (die Tage sind zu kurz), oder es traten, wenn diese überlebten, Fruchtbarkeitsprobleme auf.

Leistung der niederländischen Sorghum-Prototypen

Die vor Ort, in Oostburg in den Niederlanden (51 ° 20 ‘NL, 3 ° 30’ OL, 1 m a.s.l.) gezüchteten Sorghumlinien produzierten lebensfähige Körner (kreideweiß und andere Farben, gerbstofffrei), die geerntet werden konnten und im Stängel messbaren Zucker produzierten. Bei voller Reife erhielt man einen zuckerhaltigen Stängel (Brix bis zu 27 °). Die Pflanze errreichte zwischen 1,5 und 2,9 m. Die Dicke der Stängel lag zwischen 0,6 und 1,3 cm.

Dr Nick Van Eekeren vom Louis Bolk Institut in den Niederlanden war 2013 der erste, der beweisen konnte, dass Sorghum-Linien in der Lage sind, Körner und Zucker zu produzieren. Selbst wenn diese Linien dazu neigen, später als Mais reif zu sein, so produzierten sie doch recht respektable, wenn auch variable Erträge (bis zu 18 Tonnen Trockenmasse) mit einer relativ guten Verdaulichkeit als Raufutter (hoher VCOS = 74 für Hybridmais; entsprechend der vom NIRS oder den Labortests VCOS T&T bestimmten Werten, wobei 72 als gute Verdaulichkeit gilt). Die Hypothese war, dass es dank der Sorghumzüchtung möglich ist, eine neue energiereiche Kulturpflanze als Ergänzung zum Mais zu bekommen: Zucker + Stärke 377 g für eine Sorghumlinie und 335 g für einen Hybridmais. Siehe folgende Tabelle. Ein weiterer Interessanter Punkt: Der Gehalt an Rohprotein war verglichen mit dem vom Mais hoch.

 

Was ist das Geheimnis des Sorghumanbaus in den Niederlanden? 

Dieses niederländische Sorghum bietet wahrscheinlich eine neue Produktionsmöglichkeit für Getreide in gemäßigten Klimazonen sowie für die Biomasseproduktion in Regionen mit niedrigem Potenzial (austrocknende, leichte oder salzhaltige Böden). Wobei hybride Sorten die besseren Ergebnisse liefern. Die Versuche und Experimente für das Sammeln weiterer Kenntnisse über den Anbau von Sorghum in den Niederlanden sind noch nicht abgeschlossen.

Die Hauptanstrengungen konzentrieren sich dabei auf die Züchtung von Futtersorten für Rinder und Ziegen. Die Wissenschaftler vertiefen ihre Kenntnisse. Produzenten wenden sich ebenfalls an Sorghum ID um Informationen zu erhalten. Der Erfahrungsaustausch bezüglich Futtersorghum hat sich in den vergangenen zwei Jahren dank der Initiative einer aus den verschiedensten Bereichen kommenden Teilnehmern zusammengesetzten Gruppe. Diese Gruppe hat sich am 5. Februar 2020 in Den Bos in den Niederlanden getroffen. Mehr als 80 Personen haben ihre Kenntnisse und Erfahrungen für ein gemeinsames Ziel ausgetauscht: Wie bekommen wir zusätzlich zum Mais Sorghum?

Wie und auf welche Art und Weise wird in den Niederlanden Sorghum konsumiert?

Jan Koeman und Ir. Martijn Stevens sind zwei Pioniere, die mit der Herstellung von Nahrungsmitteln aus niederländischem Sorghum begonnen haben. Jan Koeman stellt Kekse, Crêpes und Waffeln her.

Sorghum-Kekse – Sorghum-CrêpesSorghum-Waffeln

Ir. Martijn Stevens braut aus Sorghum Bier. Er hat es „Pluim“ getauft, nach dem Namen des Sorghum-Chefs. Er hat zudem bewiesen, dass aus Sorghum-Fasern Karton und Papier hergestellt werden kann und die Pflanze daher ideal für eine echte Kreislaufwirtschaft ist.

Die niederländische Arbeitsgruppe möchte daher die Zusammenarbeit mit Sorghum ID auf die nördlichen Regionen ausdehnen, da die gesammelten Erfahrungen eine Einführung von Sorghum in höheren Breitengraden vorhersehbar machen.

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