Ungarn will die Fahne für Sorghum hochhalten

 

Miklos Fazekas ist Geschäftsführer des familiengeführten Saatgutunternehmens Alfaseed. Er ist zudem Mitglied des ungarischen Saatgutverbands VSZT. Der Verband ist einer der Organisatoren des Europäischen Kongresses, der am 8. und 9. Oktober 2025 in Budapest stattfinden wird. Miklos Fazekas erklärt uns die Wichtigkeit von Sorghum in Ungarn und die Beweggründe von VSZT, an diesem Kongress teilzunehmen.

Was macht der VSZT?

Der VSZT ist der ungarische Saatgutverband. Die Mitglieder dieser gemeinnützigen Organisation sind natürliche und juristischen Personen, die im Saatgutsektor tätig sind. Sie haben Unternehmen von sehr unterschiedlicher Größe und sind in sehr unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig. Unter den Mitgliedern sind Saatgutzüchter, Saatgutvermehrer, Saatgutbetriebe, Saatgutverkäufer und industrielle Unternehmen … Als Branchenverband vereinen wir alle Akteure der Saatgutbranche im Land und haben für jeden ein offenes Ohr, egal um welche Kultur es sich handelt: von Zwiebeln über Sonnenblumen bis hin zu Sorghum oder Mais; von der Kleinverpackung bis hin zur Exportzertifizierung großer Saatgutpartien. Unser Hauptziel ist, sicherzustellen, dass jeder Landwirt mit zertifiziertem Saatgut versorgt wird. Unsere Aufgabe ist jedoch auch, die Sortenauswahl in Richtung mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Welchen Stellenwert hat Sorghum aktuell in Ungarn?

Die Stellung von Sorghum nimmt im Anbau immer weiter zu. Vor einigen Jahren noch nutzten die Landwirte Sorghum als eine zusätzliche Option in der Fruchtfolge, um Getreide oder Futter zu produzieren. Dies hat sich jedoch geändert: Sorghum wird in Ungarn aufgrund des komplizierten Wetters in den vergangenen Kampagnen immer beliebter. der Klimawandel, der lange Sommerdürren und drastisch reduzierten Niederschlag zur Folge hat, veranlasst die Landwirte, sich für Pflanzen zu interessieren, die toleranter gegenüber diesen verschiedenen Stressfaktoren sind, insbesondere für Sorghum. Die Anbaufläche ist in Ungarn für Körnersorghum von 5000 ha im Jahr 2015 auf 45 000 ha im Jahr 2024 angestiegen. Silosorghum wird seinerseits auf 12 000 ha angebaut. Diese Anbauflächen werden möglicherweise im Zuge der Entwicklung der Absatzmärkte noch weiter zunehmen. Zu den Einschränkungen der Entwicklung von Sorghum gehören auch die Konkurrenz durch den weiter verbreiteten Mais und die Auswirkungen der Störungen der ukrainischen Exporte in die EU.

Wie hoch ist der Anteil der Sorghum-Saatgutproduktion aktuell?

Ungarn ist mit fast 1000 Hektar eines der wichtigsten Erzeugerländer von Sorghum-Saatgut in der EU. Der Saatgutmarkt ist noch nicht ausgereift. Es gibt jedoch von Kampagne zu Kampagne echte Fortschritte. Die Anbautechniken der Landwirte entwickeln sich auch weiter. In fünf Jahren werden wir wahrscheinlich ein neues Niveau erreichen.

Welche Absatzmärkte gibt es in Ihrem Land für Sorghum?

Sorghum wird sowohl für Lebensmittel als auch für Futter eingesetzt. Der Futtermarkt ist jedoch weiterhin größer, insbesondere im Schweine- und Geflügelsektor. Sorghum ist bei den Verbrauchern jedoch noch weithin unbekannt. Sorghum wird jedoch inzwischen, selbst wenn es nicht teil der klassischen ungarischen Küche ist, in neue Rezepte integriert. Da Glutenallergien in Ungarn immer häufiger auftreten, könnte die Ankunft von Sorghum in den Tellern Ungarns für viele Ungaren eine Lösung sein.

Wie hoch ist Ihrer Meinung nach das Entwicklungspotenzial für Sorghum in Ungarn?

Meiner Meinung nach könnten die Flächen, auf denen Sorghum angebaut werden, leicht auf 100 000 ha ansteigen, wenn die Industriesektoren, z. B. die Biogas-Anlagen, Sorghum stärker einsetzten würden. Ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden gilt: die Verfügbarkeit der Anlagen, um die Ernte zu trocknen und lagern. Das Problem ist, dass Sorghum zur gleichen Zeit wie Mais und Sonnenblumen geerntet werden, zwei wichtige Kulturpflanzen in Ungarn. Die Anlagen sind nicht immer groß genug, um alles gleichzeitig zu verarbeiten.

2025 wird Ihr Land Gastgeber des Europäischen Sorghumkongresses sein, der am 8. und 9. Oktober in Budapest stattfindet. Was erwarten Sie sich davon?

Unser Verband VSZT ist einer der Organisatoren dieses bedeutenden internationalen Landwirtschaftsevents. Wir freuen uns sehr darauf, die Akteure der verschiedenen Länder begrüßen zu dürfen. Der Kongress wird dazu beitragen, die agronomischen Vorteile von Sorghum und seine Absatzmöglichkeiten sowohl für Futter als auch für Lebensmittel besser bekannt zu machen. Die positiven Ernteergebnisse der vergangenen Jahre werden natürlich selbstverständlich ebenso in den Vordergrund gestellt wie die Entwicklungsmöglichkeiten von Sorghum bei uns, in Ungarn.