Sorghum gewinnt in Österreich stark an Bedeutung
„Vor einigen Jahren“, vertraut uns Hermann Tappler an, “war Sorghum eine noch gänzlich unbekannte Kultur und nicht im Fokus der österreichischen Landwirte. Aber speziell die Auswirkungen des Maiswurzelbohrers und die damit verbundenen Fruchtfolgeregelungen haben plötzlich das Interesse vieler Landwirte an Sorghum geweckt.“ Das seit rund 40 Jahren intensiv mit Sorghum forschende Züchtungsunternehmen RAGT hat wesentlich dazu beigetragen, die Vorteile der modernen Hybridsorten mit den verschiedenen Nutzungsrichtungen bekannt zu machen. „Wir bieten den österreichischen Landwirten eine umfassende technische Beratung vom Anbau, über die Sortenwahl bis zur Ernte. Außerdem führen wir österreichweit zahlreiche Praxisversuche durch.“
10.000 ha Anbaufläche
Die österreichische Sorghumanbaufläche beträgt aktuell rund 10.000 Hektar. Während die Anbaufläche zur Silo- und Biogasnutzung stagniert, ist die überwiegende Anbaufläche von für Tierfutter bestimmtes Körnersorghum tendenziell steigend. Die Hauptanbaufläche von Körnersorghum konzentriert sich aktuell noch auf die schweinehaltenden Maisregionen in der Steiermark, in Oberösterreich, Niederösterreich sowie in Kärnten.
Die Hauptvorteile für den österreichischen Landwirt liegen im Praxisanbau neben der hohen Trockenheitstoleranz auch in der hohen Gülleverträglichkeit sowie der ähnlichen Kulturführung im Vergleich zu Mais. Es sind keine speziellen Geräte erforderlich. Sorghum passt hervorragend in die betrieblichen Arbeitsabläufe und trägt auch wesentlich zur Entschärfung der Arbeitsspitzen bei der Aussaat im Frühjahr und bei der Ernte im Herbst bei.
Mit Ausnahme der Unkrautbekämpfung ist keine zusätzliche Pflanzenschutzmaßnahme wie Insektizid- oder Fungizidanwendung notwendig. Die Sorghumaussaat erfolgt nach der Maisaussaat ca. Ende April bis Anfang Mai mit herkömmlichen Einzelkornsägeräten in einem Reihenabstand von 70 cm. Ausgesät werden je nach Sorte ca. 320.000 Körner je Hektar. Eine exakte Tiefenablage auf die wasserführende Schicht sichert einen regelmäßigen Feldaufgang.
Rationsgestaltung und Mastleistung ident mit Mais
Der überwiegende Teil der Sorghumernte wird auf den schweinehaltenden Betrieben direkt verfüttert. Die Körner werden mit einer Feuchtigkeit von ungefähr 25 % bis 30 % gedroschen und konserviert. Die Landwirte schätzen die Tatsache, dass die Verarbeitungskette ident mit Mais ist und Sorghum optimal in den betrieblichen Arbeitsablauf passt. Auch in Jahren mit hohem Fusariumdruck reift Körnersorghum sehr gesund ab. Nach anfänglicher Skepsis belegen inzwischen auch zahlreiche wissenschaftliche Versuche, dass neben der Schweinemast auch in der Ferkelaufzucht Körnersorghum als alleinige Getreidekomponente als Alternative zu Mais hervorragend einsetzbar ist. Der Sorghumeinsatz führt zu keiner geschmacklichen Beeinträchtigung der Futtermischung und zu keiner Veränderung in der Futteraufnahme.
Die durchschnittlichen Praxiserträge liegen in den südlichen Gunstlagen zwischen 95 und 115 dt Trockenhirse je Hektar. Jedoch sind auch Praxiserträge bis zu 130 dt je Hektar durchaus möglich. „Die zahlreichen Sortenentwicklungs- und Praxisversuche von RAGT Saaten belegen ebenso wie die Versuche der Landwirtschaftskammern das hohe genetische Ertragsvermögen der modernen Hybridsorten von RAGT“.
Vorteile von Körnersorghum in Österreich:
- hohe und stabile Praxiserträge
- hohe Trockenstresstoleranz
- Kulturführung ist ähnlich bzw. vergleichbar mit Mais
- wenig Pilzdruck, insbesondere durch Fusarium
- hohe Gülleverträglichkeit bzw. gute Verwertung von Wirtschaftsdüngern
- problemloser Einsatz in der tierischen Fütterung bei Schwein und Geflügel
Herausforderungen in der Praxis:
- effektive Ungrasbekämpfung in Gebieten mit hohem Maisanteil und Schadhirsedruck durch eingeschränkte Verfügbarkeit an Herbiziden
- gelegentliche Erosionsprobleme in Hanglagen durch langsame Entwicklung zu Beginn des Wachstumszyklus