Ich bin optimistisch für die Zukunft von Sorghum in Frankreich
Julie Toussaint entdeckte die Landwirtschaft während ihrer Doktorarbeit. Und seitdem hat die Wissenschaftlerin mit dem Profil einer Forscherin diesen Bereich nicht mehr verlassen, wobei sie zudem eine Vorliebe für die Sortenzüchtung, und später hier für Sorghum, entwickelte. „Ich bin davon überzeug, dass dank des Saatgutes und der Sortenauswahl die Landwirtschaft von morgen die neuen Herausforderungen, vor denen sie derzeit steht, meistern wird; und dass Sorghum eine Kultur der Zukunft ist. Bei Semences de Provence und Eurosorgho (dem ersten europäischen Programm für die Züchtung von Sorgumsorten) widmet sie sich diesem vollständig.
Sorghum steckt in unseren Genen
Semences de Provence ist ein südfranzösisches Saatgutunternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Landwirten Sorten anzubieten, die spezifischen pedoklimatischen Bedingungen entsprechen. Seit seiner Gründung hat Semences de Provence somit ganz natürlich seine Forschung auf Arten und Sorten mit einer erhöhten Trockentoleranz ausgerichtet, die das vorhandene Wasser optimal nutzen. „Auf diese Weise sind wir dazu gekommen, uns auf Sorghum zu spezialisieren, das heute 60 % unserer Aktivitäten ausmacht.“ “
Diversifizierung, Ertrag und Wirtschaftlichkeit motivieren die französischen Landwirte
Ursprünglich wurde Körnersorghum vor allem im Südwesten Frankreichs angebaut. Die Züchtung von früheren Sorten ermöglicht jedoch eine Ausweitung der Anbaugebiete in den Norden: Im Zentrum und im Westen des Landes nehmen die Anbauflächen von Körnersorghum aktuell immer weiter zu. Julie Toussaint erläutert, „dass die Motivation hoch ist, aber technisch gesehen Sorghum erfordert, dass die Landwirte vor allem lernen, die Unkräuter zu kontrollieren. In Gegenden, in denen ein lokaler Akteur, (Auftraggeber oder Aufkäufer) sich investiert, nehmen die Anbauflächen stärker zu; dies hilft den Landwirten, Versuche längerfristig umzusetzen und sich diese Kultur, die sich stark vom Mais unterscheidet, anzueignen.“. Darüber hinaus begünstigt in bestimmten Zuchtsektoren die Motivation der Züchter, ihre Versorgung mit Silofutter (Einschnitt-Silosorghum) sicherzustellen, sowie die Vielseitigkeit der neuen, qualitativ hochwertigen Mehrschnitt-Sorten BMR und PPS die Entwicklung von Sorghum zu Hauptkultur.
Sorghum ist nicht nur eine Lösung hinsichtlich der Klimaerwärmung, für die Diversifizierung der Fruchtfolgen und eine Alternative, wenn die ursprünglichen Kulturpflanzen aufgrund von klimatischen Veränderungen oder Schädlingsbefall gegen andere Kulturen ausgetauscht werden müssen, es ist zudem auch wirtschaftlich. „Die Wirtschaftlichkeit von Sorghum ist mehr als gut, insbesondere in Gebieten ohne Bewässerung, die unter wiederkehrenden Dürreperioden leiden. In Frankreich richtet sich der Preis von Körnersorghum nach dem vom Mais, minus ungefähr 5 €. Für Saatgut ist der Preis pro Hektar ist jedoch niedriger. Auch wenn Bodendüngung und eine Unkrautkontrolle nötig sind, so sind Starterdünger, Insektizide und Schneckenkorn nicht unbedingt erforderlich. Eine Wirtschaftlichkeit ist somit schneller zu erreichen. Sorghum erfordert zudem weniger Arbeitseinsatz, da nach der Aussaat und der Unkrautbekämpfung bis zur Ernte keine weiteren Maßnahmen mehr erforderlich sind“, betont Julie Toussaint.
Was die Erträge betrifft, so sind diese, auch wenn sie sehr unterschiedlich ausfallen können (von 20 bis 110 dz/ha je nach Wetter, Bodenbeschaffenheit und technischen Kenntnissen der Landwirte), zufriedenstellend. Bei Körnersorghum bewegen sie sich um die 55 dz/ha: 51,2 dz/ha in 2019, 53 dz/ha in 2018 und 57,8 dz/ha in 2017*. Bei Einfach- und Mehrfachschnitt-Sorghum fallen die Erträge je nach Sorte und Ziel des Züchters unterschiedlich aus (VEM, Zucker, Stärke, Ertrag). Es gibt Sorten mit einem hohem Energiepotenzial mit einem VEM höher als 1, für die der TM-Ertrag zwischen 10 und 15 t TM/ha liegt, während andere, auf die Produktion von „Volumen“ ausgerichtete Sorten bei bis zu 20 t TM/liegen können. „Diese Ertragsvolumina sind rein indikativ und sind sehr stark von den pedoklimatischen Bedingungen abhängig.“ erklärt Julie Toussaint.
Widerstandsfähigkeit, Stabilität und Wuchskraft
In Bezug auf die Genetik und die Qualität des Saatgutes erwarten die Landwirte sowohl bei Körner- als auch bei Silosorghum vor allem widerstandsfähige Sorten, aber auch stabile Erträge, eine starke Wuchskraft zu Beginn für ein schnelles Abdecken der Flächen zwischen den Rängen und eine begrenzte Unkrautbekämpfung, sowie eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit („stay green“ ist ein Merkmal, das für alle Sorten gilt). Weiter im Norden ist bei sehr frühen Körnersorghumsorten die Toleranz gegenüber niedrige Nachttemperaturen ( (< 12°C) ein wichtiges Kriterium. „Die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge wird sehr wenig von den Landwirten angegeben, da in Frankreich Sorghum sehr wenig unter starkem Pilz- und Insektenbefall leidet.“ .
Die Züchter wählen ihrerseits ihre Sortenwahl entsprechend des Futterwertes aus, der wiederum von den Bedürfnissen der Herde abhängig ist. Wobei die Standfestigkeit der Pflanzen nicht zu vergessen ist.
Wachsende Absatzmöglichkeiten
Im Gegensatz um Silosorghum, der direkt in den Betrieben verbraucht wird, bietet Körnersorghum zahlreiche Absatzmöglichkeiten. Das nur wenig selbst verbrauchte Körnersorghum (weniger als 5 % der französischen Produktion ist für die Geflügel- und Schweinezucht bestimmt) ist hauptsächlich für die Herstellung von Viehfutter bestimmt (30 % der Produktion). Die Futtermittelhersteller, die Sorghum in ihre Mischungen integrieren, schätzen seinen Preis und seinen hohen Proteingehalt (+1,5 % im Vergleich zu Mais). Dieser im Südwesten Frankreichs historische Absatzmarkt entwickelt sich inzwischen auch stark in anderen Produktionsgebieten.
Ein weiterer wichtiger Absatzmarkt für das französische Sorghum ist Spanien, wo es einen starken Bedarf für Futtermittel für weißfleischiges Geflügel gibt. Außerdem steigt in England, Belgien und in den Niederlanden der die Nachfrage für weißes und rotes Sorghum für die Vogelzucht, die einen hohen qualitativen Anspruch hat, vor allem in Bezug auf den visuellen Aspekt. Weitere auf Innovation basierende Märkte sind im Entstehen: in der Lebensmittelbranche (Bier, Mehl, …) und der Industrie (Methanisierung, Kraftstoffe, Biomaterialien usw.). Sorghum liegt im Trend, und dies nicht nur als Kulturpflanze, da es wenig Wasser und Zusatzmittel benötigt, sondern auch als Absatzmöglichkeit (ohne Gluten und mit einem niedrigen glykämischen Index). Ich bin davon überzeugt, dass Sorghum in naher Zukunft noch zahlreiche Karten auszuspielen hat. Und da immer mehr Industriebetriebe Sorghum kaufen, entsteht gerade eine für die Entwicklung von Sorghum positive Wechselwirkung in Frankreich.“ Die Anbauflächen, die seit einigen Jahren stetig zunehmen, dürften dies auch weiterhin tun. Der Optimismus von Julie Toussaint für die Zukunft von Sorghum ist durchaus verständlich.
* (Quelle: agreste)